Gar seltsam mag es erklungen haben in manchem Ohr, wie man auf einmal der Tatsache gegenüberstand, dass ein Turnverein in Rüthi entstanden sei. Gross und lebenskräftig setzte ihn Mutter Helvetia auf die Welt und in gleichem Atemzuge bekam er den schönen Namen, Turnverein Rüthi-Büchel. In vielseitigen Wünschen und Hoffnungen lag er gebettet, der Fremdling, das Wunder.

Geht man der Entstehung zu Grunde, so muss doch gesagt werden, dass ein Sehnen ein Bedürfnis schon längere Zeit da war für die edle Turnerei, so fremd es sich auch ausgenommen hat für Rüthi. Monate bevor der Verein ins Leben trat, wollte das Schicksal, dass der jetzige Leiter und Obertuner des Vereins nach Rüthi verschlagen wurde und dieser war zum Eckstein geworden. Oberturner August Baumgartner von Mörschwil der löbliche Kaminfegermeister der Gemeinde Rüthi und Gams sprach des öftern vom Turnen und in stiller Andacht hörten ihm unter andern sein Bruder und der Schreiber dieses zu. Immer brennender wurde das Verlangen, und eines schönen Tages sollte werden, was die Folge des stillen, emsigen Werbens ist.

An einem Samstag, den 26. August 1911 trafen sich vorgenannter und unser heutiger Präsident Alfred Göldi vom Büchel bei einem Abendschoppen. Und wie man sich denken kann, brachte Baumgartner das Gespräch auch wegen einem Turnverein und kam damit vor die rechte Türe. Ja Göldi sprach gelassen das grosse Wort wenn es sein müsste, brächte er schon einen Turnverein zusammen. Die beiden Freunde fesselte das Thema solange, das Mitternacht schon lange vorüber war. Und was geschah noch mehr? Sie zogen sogar voll Eifers beim Morgengrauen vor das Haus von Baumgartner übten sich im Singen und Stossen und sonstigen Probestücken, bis Kirchgänger sie zum Aufhören mahnten.

Wenige Stunden später fuhren einige junge Männer darunter sehen wir wieder Baumgartner Göldi und Frehner per Rad zum Kantonalen Schwingfest nach Altstätten. Es war auch ein Genuss dem Leben und Treiben eines solchen Festes zusehen zu können. Hei wie sich die Ringer mühten um den Siegerspreis. Wie warm wurde es einem ums Herz und der unabänderliche Entschluss reifte es muss ein Turnverein auch in Rüthi erstehen.

Diesem gab dann Freund Göldi sofort Ausdruck, in dem er noch in Altstätten selbst ein Inserat aufgab zwecks Einberufung einer Versammlung zur Gründung eines Turnvereins. Gross und klar war in der Rheintalischen Volkszeitung vom 28. August 1911 zu lesen:

Rüthi
Dienstag den 29. August, Abends 8 Uhr im Spritzenhaus
Versammlung der Jungmannschaft von Rüthi und Umgebung zwecks Gründung eines Turnvereins.
Zu zahlreichem Besuche laden ein: einige Turnerfreunde

Mit schier bangendem Herzen machten sich unsere beiden Helden Baumgartner und Alfred Göldi Dienstag Abend 29. August auf den Weg, um die Häupter zu zählen, die dem Aufrufe Folge leisten werden. Wer beschreibt aber das Erstaunen und die Freude wie sich beim Spritzenhaus eine ganz stattliche Zahl turnerlustige eingefunden hatte man höre und staune über 20 Jünglinge gaben die deutlichste Erklärung ab, sie wollten beim Turnverein sein.

Sonderbar was die Zeit alles gebiert und wie nun in Rüthi, das vom grossen Weltgetriebe nicht erreicht wird, ein Verein entstanden ist, der von einem gesundem Fortschritt zeugt. Es kam an diesem Abend gleich ein Provisorium zustande und damit wurde der Grund gelegt zu einem fröhlichen und frischen Streben in der Turnerei. Die provisorische Kommission bestand aus Oberturner August Baumgartner, Präsident Alfred Göldi. Als Kassier wurde ferner bestimmt Johann Büchel, Wegmachers, als Aktuar Karl Frehner. Fröhlich und in der besten Zuversicht für ein gutes Gelingen schied man dann voneinander, um 2 Tage später an die ernste Arbeit zum Aufbau des Vereins zu schreiten.

Als Muster für die Statutenberatugn dienten diejenigen des Turnvereins Rotmonten, die mit wenigen Abänderungen übernommen wurden. Frisch und munter schritt man zu den Wahlen. Die erste Kommission setzt sich wie folgt zusammen:

Präsident: Alfred Göldi
Oberturner: August Baumgartner
Kassier: Johann Büchel
Aktuar: Karl Frehner
Beisitzer: Emil Büchel und Johann Schneider

Ein freundlicher Stern hat über allem gewaltet. Möge dieser uns nie Verlassen und uns von Erfolg zu Erfolg geleiten, damit ein vorbildlicher Verein für Rüthi entstanden sei, zu Nutz und Frommen vieler.

Es lebe die Turnerei. Gut Heil dem Turnverein Rüthi-Büchel.
Der Aktuar Karl Frehner